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Das Weibliche in der Comedy

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Auf meinem Artikel “Machst Du Witze, Brigitte” habe ich in Windeseile eine Antwort von meinem Kollegen Henning Schmidtke erhalten:

“Schade, ich hatte im ersten Moment einen Essay über das Weibliche in der Comedy erwartet.”

Ja, so ist es mit Erwartungen: Sie bergen die Gefahr, nicht erfüllt zu werden. Da ich Herrn Schmidtke aber sehr schätze und wir in der Adventszeit sind, erfülle ich ihm seinen Wunsch:

Ich finde schon die Frage nach dem Weiblichen in der Comedy problematisch. Es sind nämlich die damit verbundenen Zuschreibungen, die ich schon nicht verstehe. Wie oft fragt eigentlich jemand nach dem Männlichen in der Comedy? Glaubt eigentlich jemand, Atze Schröder oder Mario Barth verstehen sich als “männliche Comedians”? Nein. Sie sind Comedians! Natürlich sind sie auch Männer und ihre Männlichkeit hat Einfluss auf ihre Komik, aber sie laufen nicht den ganzen Tag mit dem Label “männliche Comedians” herum! Sie sind Comedians!

Wenn Henning Schmidtke singt “Musik ist eine Hure”, hat er sich dann wirklich vorher ausgiebigst mit sich als Mann in einer den weiblichen Körper als Ware reduzierenden Kapitalismus auseinandergesetzt oder hat er einfach nur einen lustigen Song geschrieben? Gut, so wie den Schmidtke kenne, hat er tatsächlich ersteres gemacht, aber es darf durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden.

Ich bin mir fast sicher, dass sich Luke Mockridge, Max Gstettenbauer und David Werker nicht als männliche, christliche Comedians mit deutschem Hintergrund verstehen sondern schlicht als Stand Up Comedians. Ähnlich sicher bin ich mir, dass der Stand Up Comedian Ill-Young Kim gerne mal darauf verzichten würde, ständig als der “koreanische Stand-Up-Comedian” angesagt zu werden. Özgür Cebe und Abdelkarim haben auch mehr zu bieten als ihre Hintergründe, genauso wie Meltem Kaptan, die gerade als “weibliche Stand-Up-Comedian mit türkischen Migrationshintergrund” in einer Schublade steckt.

Ich kann mich natürlich bei allen oben genannten Stand Up Comedians irren. Haut mir auf die Finger, wenn ich Blödsinn rede.

Natürlich spielen bei allen Stand-Up-Comedians ihre Herkunft und ihr Geschlecht eine Rolle. Sie sind selbstverständlich Themen ihrer Nummern. Aber so wenig wie gefragt wird, was denn das genuin Bayrische an Max Gstettenbauer ist oder das Männliche an Luke Mockridge, sollte nach dem Weiblichen in der Comedy gesucht werden, ganz so als sei es der Heilige Gral, der zu finden die ganze Komik revolutioniert. Die Herkunft ist wichtig, aber Comedy ist auch auf das Gegenteil von Herkunft gerichtet: Zukunft!

Für das Buch “Front Frauen” herausgegeben von Marianne Rogler hat Lisa Politt ein lesenswertes Vorwort geschrieben. Dort heißt es unter anderem:

“Dem Mann auf der Bühne wird die Transzendenz, die Vorraussetzung für Doppelbödigkeit und Ironie, vom Publikum qua Projektion geschenkt; die Frau muss diese Projektionswand auf der Bühne selbst aufbauen. (…)

Die Frau kritisiert gesellschaftliche Strukturen naheliegenderweise aus ihrer eigenen Erfahrung heraus durch die Darstellung der Geschlechterverhältnisse und gilt demzufolge der Kritik oft als loses Luder und eine große Sau. Aber jeder pseudointellektuelle Wichser darf sich in sogenannten Herrenmagazinen auslassen, ohne dass fürderhin an seinen verstandesmäßigen Fähigkeiten gezweifelt wird. (Den Ausdruck “Wichser” wird man mir an dieser Stelle sicherlich verzeihen: werden doch die Ober erwähnten abwaschbaren Druckerzeugnisse für eben jenen Zweck produziert.) Ich will hier mit meiner Kritik übrigens auf keinen Fall zu weit gehen: Diese Zeitungen sind momentan fast der einzige Ort, wo Männer uns zum Vorbild nehmen. (…)

Da gibt es ja noch die These, nur Männer seien auf der Bühne wirklich komisch, weil die Diskrepanz zwischen ihrer machtvollen gesellschaftlichen Stellung und der dargestellten Rolle die erforderliche Spannung ausmache – eine Frau, die scheitert, sei aufgrund der Doppelung ihrer gesellschaftlichen Realität deshalb tragisch, nicht komisch. Nur: Zeigen Sie mir erst mal einen Mann, dem heute im wirklichen Leben überhaupt noch was gelingt! – Und erzählen Sie mir nicht, Frauen seien nicht komisch, nur weil den Männern das Lachdn vergeht!

Und trotzdem, irgendwas hat die These. Ja, ich will Männer scheitern sehen. Und ja, ich finde das wirklich komisch. So komisch, dass ich meine, man sollte die These noch ausweiten. Ich will weiße, arische Männer mit einem richtig, dicken Gehalt scheitern sehen – nicht nur auf den Bühne, sondern im wirklichen Leben. Warum so bescheiden, meine Herren?”

Hat was für sich die Analyse, aber im Grunde gilt doch nur eins: Comedy soll nicht zunächst weiblich oder männlich sein sondern komisch. Das ist schon schwer genug!



Kermit will kein Frosch sein

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von Miriam Trappmann (erstmals erschienen in kleine zeitung (Nr. 4/ Dezember 2012) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung)

20121208-082620.jpg Der KGB-Chef als lupenreine Rampensau: Gerd Buurmann macht gerne “Kunst gegen Bares”. Foto Tom Wolff Köln

Leute strömen aus den Türen der drei Hausflügel des Uni-Centers in Köln Sülz. Sie eilen zur Arbeit, wollen ihren Hund ausführen oder gehen ihren sonstigen Verpflichtungen nach. Das Bild, das die Halle des größten Wohnhauses Europas bietet, befindet sich in ständigem Wandel. Nur Eines ändert sich nie: Die 24-stündige Anwesenheit eines Rezeptionärs, wie Gerd Buurmann einer ist.

Nähert man sich dem Rezeptionshäusschen innerhalb seiner Schicht, findet man den kinderlos verheirateten 35-Jährigen mit der Vollglatze fast immer in einem regen Gespräche. Geboren in der Kleinstadt Haren an der Ems, wusste Buurmann schon immer, was er in seinem späteren Leben machen wollte: nämlich Theater. „Leute gehen in die Kirche, in die Synagoge oder die Moschee um Gott zu ehren und sie kommen ins Theater, um den Menschen zu ehren“, sagt er andächtig. Nachdem er den Entschluss gefasst hatte, sein weiteres Leben dem Theater zu widmen, gründete Buurmann eine kleine Theatergruppe in seinem Geburtsort. Anschließend zog er nach Osnabrück und von dort aus weiter nach Chicago und landete schließlich in Köln, wo er Philosophie, Soziologie und Englisch studierte.

In Köln kam ihm dann die Idee zu seiner Theater-Show „Kunst gegen Bares“, die er jeden Montagabend zusammen mit seiner Kollegin Hildegart Scholten im ausverkauften ArtTheater moderiert.

Die Idee zu dieser Show schwirrte ihm durch den Kopf, seit er das erste Mal Kermit den Frosch und die berühmte Muppet Show in einem Theater in London gesehen hatte. „Kunst gegen Bares basiert auf der Grundidee der Muppet Show, nur eben mit Menschen statt mit Tieren.“ Buurmann ist sozusagen der „Kermit der Frosch“ seiner Show, er moderiert die Show mit seiner Kollegin ebenso aufgedreht. Dabei wird er auch manchmal von seinen teils sehr schrägen Gästen überrascht, genauso wie der einst sehr bekannte, sympathische grüne Frosch. In solchen Fällen müssen die beiden Moderatoren schnell improvisieren, was ihnen, im Gegensatz zu Kermit dem Frosch, (fast) immer gelingt. „Außerdem oder gerade deshalb sind die beiden Shows unglaublich multikulturell, denn in der Muppet Show können Schweine, Bären, Vögel und Hunde nebeneinander leben und sich zu einer großen Familie vereinen, ohne dass sie ihre Identität aufgeben. Dies funktioniert in der Kunst gegen Bares Show genauso, denn auch da können sich viele einzigartige Persönlichkeiten und Nationalitäten zu etwas Großem vereinen“.

Jeder, der möchte und denkt, er könne etwas Besonderes, kann spontan auf der Bühne vor Publikum auftreten und sein Talent präsentieren. Das Publikum ist sozusagen die „Jury“, es hat danach die Möglichkeit zu zeigen, wie viel ihm die jeweilige Kunst der Personen Wert ist, indem es (egal wie viel) Geld in aufgestellte und den Künstlern zugeordnete Sparschweine wirft. Am Ende des Abends werden dann das sogenannte „Kapitalistenschwein“ des Abends, sowie der 2. und 3. Platz gekürt. Einen festen Eintrittspreis von 4 Euro müssen die Zuschauer dennoch zahlen.

Die Kunst gegen Bares Show findet mittlerweile schon in 10 Städten Deutschlands, unter anderem in Hamburg, Bonn, Stuttgart und Lübeck, sowie auf Palma de Mallorca statt. Auf die Frage wie sich seine Show so weitläufig und erfolgreich verbreiten konnte findet Buurmann eine simple aber dennoch einleuchtende Antwort: „Ganz einfach, durch Begeisterung!“ Der Stolz in seinen Augen ist unübersehbar.

An der Rezeption hat Buurmann während seines Studiums angefangen zu arbeiten. „Warum ich da hängengeblieben bin?“ Buurmann schmunzelt „Tja, die Arbeit macht erst einmal großen Spaß, die Kollegen sind sehr nett und meine reguläre Arbeitszeit, nämlich Nachts, ist super. Wunderbare Stunden zum Nachdenken und um Menschen zu treffen. Aber das Wichtigste ist Folgendes: Es ist das Beste was einem passieren kann, wenn man auch noch dafür bezahlt wird, wenn man Leute trifft, wo man denkt, ah! Diese Geschichte könnte ja eigentlich auch nochmal erzählt werden.“

Später fügt Buurmann dann doch noch leise hinzu, dass ihm der Job an der Rezeption natürlich auch eine willkommene Einnahmequelle neben dem Theatergehalt biete, Letzteres so Buurmann sei „phasenweise auch nicht Genug zum Leben“.

Die Inspirationen, die Buurmann durch seine Arbeit als Rezeptionär bekommt, enden meistens in Ideen für Theaterstücke die Buurmann neben seiner „Kunst gegen Bares“ Show inszeniert. Buurmann ist nicht nur Moderator und Schauspieler, sondern auch Regisseur, früher leitete er sogar ein Theater.

Auf die Frage ob er sich denn vorstellen könne mal im Film zu arbeiten, reagiert er nachdenklich: „Nein ich denke nicht, ich habe zwar schon ein paar kleinere Rollen gespielt, aber es sind eben nur Rollen, ich möchte dabei den persönlichen Kontakt zum Publikum haben, das krieg´ ich so nur im Theater.“

Er zieht sein enges Jackett enger um den Bauch und lächelt versonnen „Auch die Arbeit als Theaterbesitzer hat mich nicht erfüllt, zu viel Bürokratie. Da konzentrier´ ich mich doch lieber auf das Wesentliche.“ Draußen fängt es an zu regnen, obwohl die Sonne scheint. Wenn man Buurmann nach lustigen und besonderen Erlebnissen, vor allem innerhalb seiner KGB Show fragt, muss er lachen.

Ja, es hätte mehrere lustige Erlebnisse in seiner Show gegeben. Einmal hätte ein junger Mann auf der Bühne ein Liebesgedicht für seine Angebetete, die im Publikum saß, vorgetragen. Die Stimmung im Theater war ausgelassen, nur in der Ecke, in der die Frau saß, herrschte Stille. Im Laufe des Abends kam dann ein anderer Mann, mit dem die Frau im Publikum saß, auf die Bühne und gestand, dass er eigentlich auch vorgehabt hatte, ihr seine Liebe zu gestehen. Das Publikum fasste die ganze Situation als wunderbare komödiantische Performance auf. Der Abend endete jedoch in einer Schlägerei zwischen den zwei Männern, die durch die Polizei beendet werden musste.

Aber es habe auch Erlebnisse zum Nachdenken gegeben. Eines Abends zum Beispiel hätte sich ein stinkender Obdachloser auf die Bühne gestellt und sich nackt ausgezogen und gesagt, seine Kunst wäre es zu überleben. Am Ende des Abends belegte dieser Mann den 3. Platz.

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Theater! Theater!

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Köln. In Ehrenfeld kam es am späten Montag Abend zu tumultartigen Ausschreitungen im ARTheater. In der Show Kunst gegen Bares gab eine Frau, die in Szenekreisen als Gudrun Höpker bekannt ist, ihrem Unmut über eine Entscheidung des Publikums deutlich Ausdruck. Als sie erfuhr, dass der Pianist Guenther Stolarz, dem sie Tränen der Begeisterung gespendet hatte, vom Publikum nicht unter die Top Drei gewählt wurde, brüllte sie in den Saal: “Ich bin erschüttert!” Daraufhin stieg auch Torsten Schlosser, der sich von seinen Anhängern nur lakonisch Crazy Torsten nennen lässt, in die spontane Demonstration der Solidarität mit dem gehobenen Geschmack ein und kettete sich an die Bühne des Theaters fest. Wie aus gut unterrichteten Kreisen bekannt wurde, soll Schlosser noch bis zum jetzigen Zeitpunkt an der Bühne des Theater festgekettet sein und “Wohl bekloppt geworden!” und “Ich Schlag Alarm!” brüllen.

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Mittlerweile zieht die von Gudrun Höpker ausgelöste Theater-Revolution weitere Kreise. Der Taxifotograf Tom Wolff hat eine Solidaritätsaktion angekündigt. In einem eiligst angefertigten Flugblatt schreibt er:

“Aus Solidarität mit dem verkannten Künstler wird es am Mittwoch, den 9. Januar ab 20 Uhr im Rahmen der beliebten Veranstaltungsreihe “Mittwoch ist Mortimer ein Straßenkonzert mit dem großartigen Guenther Stolarz an einem bisher noch geheim gehaltenen Ort geben. Wir danken der Kämpferin für den guten Geschmack, Gudrun Höpker, und ihrem treuen Vasallen, Torsten Schlosser, die mit ihrem selbstlosen Einsatz den Samen für diese einmalige Veranstaltung in unseren fruchtbaren Schoß gelegt haben.”

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Sollten Sie sich also morgen in der Zeit zwischen 20 und 24 Uhr in Köln aufhalten, so ist äußerste Vorsicht geboten. An jeder Ecke können Sie von einer Arie überfahren werden.

Die Kunst gegen Bares hat mit diesem Aufstand zum wiederholten Mal für Unruhe in Köln gesorgt. Vor ein paar Monaten erst wurde das Publikum der Kunst gegen Bares dabei beobachtet, wie es empört sagte: “Das wird man ja wohl noch mal sagen dürfen.”

Zuvor kam es zu wütenden Angriffen auf den Moderator.

Nach dem Tod von Steve Jobs wurde das Publikum der Kunst gegen Bares sogar bei einem fragwürdigen Ritual gefilmt.

Und nach dem Tod von Loriot wurde das Publikum beim Skandieren von Unsäglichkeiten beobachtet.

Es sind leider all diese Ausschreitungen, die dafür sorgen, dass es im Umfeld der Kunst gegen Bares nur selten zu solch schönen Schlagzeilen kommt wie diese:

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Höpker und Buurmann

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“Höpker und Buurmann … haben Krach”
Eine turbulente Reise ins Innerste der Ehe mit Gudrun Höpker (WDR 2) und Gerd Buurmann (Kunst gegen Bares).

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Premiere: Samstag, 13. April 2013 um 20 Uhr.
Weitere Termine: 16. / 17. und 25. April 2013 um 20 Uhr

Ort: Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, Köln.

Eintritt: Zehn Euro.

Lady Macbeth hat Krach mit ihrem Mann, weil er sich seiner eigenen Karriere nicht stellen will; Trude und Walter streiten sich über die richtige Art und Weise, einen Witz zu erzählen; Medea tötet das gemeinsame Kind und Inge Meysel hat zu alle dem auch noch was zu sagen. Gudrun Höpker und Gerd Buurmann spielen die bekanntesten, dramatischsten und lustigsten Ehekrachs der Literaturgeschichte von Shakespeare bis Tucholsky. Eine Reise ins Innerste der Ehe.

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Hedwig Dohm

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Im März 2013 ist es wieder soweit: Zusammen mit Isabel Rohner, Doktorin der Literaturwissenschaft und Nikola Müller, Meisterin der Geschichtswissenschaft, gehe ich, Gerd Buurmann, Abi und Führerschein, auf Tournee mit Texten der wunderbaren Autorin Hedwig Dohm. Am Freitag, 8. März 2013 werden wir im Rahmen des Internationalen Frauentags um 19 Uhr im Rathaus in Rodgau, Hintergasse 15 auftreten und am Sonntag, 10. März 2013 um 11 Uhr im Theater im Kulturzentrum Pelmke, Pelmkestraße 14 in Hagen. Ich freue mich, vor allem weil in der Vergangenheit die Presse hoch des Lobes ob unserer Veranstaltung war. Hier ein paar Ausschnitte:

“Wenn das Nummerngirl ein Mann ist: Emanzipatorische Literatur muss keineswegs staubtrocken und klagend sein, sie kann vor Humor und Ironie nur so triefen. Nikola Müller, Isabel Rohner und Gerd Buurmann lasen unter dem Titel “Mehr Stolz, ihr Frauen!” aus Texten von Hedwig Dohm, die bereits 1873 das Stimmrecht für Frauen forderte – und für die völlige rechtliche, soziale und ökonomische Gleichberechtigung der Geschlechter eintrat.” (Pinneberger Tageblatt, 9.3.2011)

“Nikola Müller und Isabel Rohner, die Herausgeberinnen des Buchs
“Hedwig Dohm – Ausgewählte Texte”, zelebrieren mit dem Schauspieler Gerd Buurmann
die intellektuellen Spitzen einer großen Denkerin.”
(Hamburger Abendblatt, 11.9.2006)

“In einer hervorragend inszenierten und zum Teil irrsinnig komischen Lesung gab das Dohm-Trio (…) Kostproben der Dohm’schen Texte zum Besten. Das Trio erntete immer
wieder Szenenapplaus – der einerseits den großartigen polemischen Textpassagen Hedwig
Dohms galt, andererseits aber auch der beeindruckenden Vortragsweise.”
(Kreiszeitung Wesermarsch, 12.3.2011)

“Nikola Müller, Isabel Rohner und Schauspieler Gerd Buurmann
setzten das Leben der Querdenkerin in Szene. Von einer “trockenen Geschichtsstunde” konnte hier aber keinesfalls die Rede sein. Besonders der oft polemische Schreibstil von Hedwig Dohm wurde in den szenischen Einlagen des fröhlichen Trios deutlich.”
(WAZ, 29.2.2008)

“Leidenschaftlich bieten Buurmann, Müller und Rohner mit ihrer Femmage ein wunderbares “Best of” der Dohm dar. Zitate und Ausschnitte der Dohmschen Werke, mal mit Biographischem unterbaut, mal mit Historischem, werden mal leise, mal laut in Szene gesetzt, mal präsentieren sich die drei im Stile eines literarischen Terzetts, bei dem Buurmann die Herausgeberinnen charmant befragt, mal echauffiert sich Buurmann in der Rolle eines Antifeministen im Gespräch mit der Dohm.” (Neon, 3.2.2007)

“Mit dem Schauspieler Gerd Buurmann touren die beiden Expertinnen mit ihrer geistreichen «Femmage» durch die Lande, um der 1831 geborenen Großmutter von Thomas-Mann-Gattin Katja 90 Jahre nach ihrem Tod zur Wiederentdeckung zu verhelfen. Wirksamstes Mittel: Dohms eigene Essays, Feuilletons und Romane, die den Antifeminismus der bürgerlichen Gesellschaft im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit spitzester Feder – und teilweise auch selbstironisch – aufs Korn.” (Frankfurter Neue Presse, 9.3.2009)


“Nur im Kontingent”

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“Nur im Kontingent”
Eine kurze Stunde Wiedergutmachung von Gerd Buurmann mit Studentinnen und Studenten der Synagogen-Gemeinde Köln.
Am Mittwoch, 20. Februar 2013 um 19 Uhr in der Kölner Synagoge, Roonstr. 50.
Kartenreservierung unter: gerdbuurmann@hotmail.de

***

Ein paar Wochen haben sich fünf junge Menschen mit der Purim-Geschichte beschäftigt und dabei einen eigenen Blick auf das jüdische Selbstverständnis geworfen. Herausgekommen ist ein Stück über Trennung, Casting und jüdisch sein.

Sind wir nicht alle ein bißchen Esther?

***

Bilder von Antonio Ruiz Tamayo:

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Luke Mockridge macht SUCK!

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SUCK! ist der neue Stand Up Club Köln.

SUCK! präsentiert nicht nur unverschämt lustige Comedians sondern wird auch im Wechsel von Stars der Szene moderiert. Am 20. Februar führt der Sunnyboy der Comedy-Szene, Luke Mockridge, durch den Abend. Er ist so beliebt, er könnte auf Facebook posten: “Hatte heute drei mal Stuhl *freu*!” Sogar dafür bekäme er 500 Likes. Einer seiner letzten Einträge bekam über 1000 Gefällt Mir.

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SUCK! freut sich also, Luke Mockridge als Gastgeber begrüßen zu dürfen.

SUCK!
im ARTheater, Ehrenfeldgürtel 127, Köln
Nächster Termin: 20. Februar 2013 um 20 Uhr.
Gastgeber: Luke Mockridge
Gäste: Ill Young Kim, Christine Olivier und Joachim Hahn

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Stand-Up Comedy in Deutschland hat gerade erst begonnen.

Wer einmal in Amerika oder in England war und sich dort in einer Bar oder einem Club einen Stand Up angeschaut hat, weiß, dass die hohe Kunst des Stand Ups in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. Nicht selten wird Stand Up sogar schon für tot erklärt, bevor es überhaupt selbstständig wurde. Aber Stand Up lebt.

In Deutschland muss sich Stand Up nicht selten in irgendeiner Form zum Kabarett verhalten.

Stand Up sei im Gegensatz zum Kabarett nicht politisch! SUCK it!
Stand Up sei im Gegensatz zum Kabarett beliebig. SUCK it!
Stand Up sei im Gegensatz zum Kabarett oberflächlich. SUCK it!

Der Stand Up Comedian steht auf der Bühne für seinen Humor und seinen Überzeugungen gerade. He stands up! Nichts ist ehrlicher, direkter und kaum etwas kann komischer sein. Stand Up lacht niemals nur über Andere, sondern immer auch über sich selbst.

Stand Up hat keine Haltung? SUCK it!

Stand Up hat Haltung! Die Haltung des Individuums! Nicht selten steht im Kabarett die Ideologie im Mittelpunkt. Im Stand Up aber steht der Mensch im Mittelpunkt!

Jetzt kommt SUCK!

SUCK! steht für Stand Up Comedy Köln und wird ab Januar 2013 regelmäßig im ARTheater in Köln stattfinden.

SUCK! ist kein Ort zum Ausprobieren. SUCK! ist ein Ort des Machens!

SUCK! ist die pure Kunst des Wortes.
SUCK! ist ein Mensch, ein Mikro, ein Publikum.
SUCK! ist der Club, in dem nicht wenige denken werden:

“Ach, das ist Stand Up? SUCK! I love it”

***

SUCK! wird unterstützt von: ZURICH Versicherung.

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Walters Monolog

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(Bild: Antonio Ruiz Tamayo)

Tapfer im Nirgendwo präsentiert einen Ausschnitt aus dem Stück “Aber nur im Kontingent” von Gerd Buurmann, das am 20. Januar 2013 in der Synagoge an der Roonstraße in Köln Uraufführung hatte. Es ist der Monolog von Walter. In der Uraufführung gespielt von Walter Solon:

Ich bin ganz bewusst nach Deutschland gekommen.

Ich komme aus Brasilien. Sao Paolo. Die Stadt ist noch katholischer als Köln.

Mein Urgroßvater ist damals nach Brasilien ausgewandert.

Ausgewandert. Wie das klingt. Er ist geflüchtet. Vor den Nazis.

Mein Vater hat mir immer erzählt, jedes mal, wenn Opa Rudi im Fernsehen bei der Fussball-WM die Deutschlandhymne hörte, hat er geweint. Vor Heimweh. Das hab ich nie verstanden. Heimweh nach Deutschland?

Ich bin also selbst hier hergekommen. Nach Deutschland. Ich muss gestehen, ich habe so eine Art Geisterbahn erwartet. Geisterbahn Deutschland. Hinter jedem Baum steckt ein Nazi. Buh! Aber da waren keine Nazis hinter den Bäumen. Es war fast ein bisschen enttäuschend. Da war ich in Deutschland und nirgendwo ein Nazi.

Aber dann, nach Monaten, traf ich doch einen Nazi. Es war mein Vermieter. Er kam in meine Wohnung, um mir Geld zu geben. Ich hatte aus Versehen eine Monatsmiete doppelt überwiesen. Er kam in meine Wohnung und da sah er auf meinem Tisch ein Buch über den Holocaust. Er fragte, warum ich so ein Buch lese und ich weiß nicht, warum ich dann gesagt habe, was ich sagte, aber ich antwortete: Weil ich Jude bin. Er sah mich an. Echt? Ja, sagte ich. Ich bin Jude!

Dann war es kurz ganz still.

Aber dann ging es los. Ein wahrer Monolog brach aus ihm heraus. Dass sich die Juden in Israel wie Sau Benehmen würden, dass die Juden in Amerika zu viel Einfluss hätten, dass sie am September Elf Schuld seien und immer nur ans Geld denken würden. Er könne es nicht mehr hören, immer und überall, von der Schule bis zu den Nachrichten, immer nur Auschwitz, Auschwitz, Auschwitz. Irgendwann sei auch mal gut damit, sagte er. Man könne als Deutscher nirgendwo mehr hin, ohne als Nazi beschimpft zu werden. Das sei auch Völkermord, sagte er, seelischer Völkermord. Er glaube manchmal, die Juden seien sogar froh über die Nazis. Da hätten sie jetzt die Keule, um die ganze Welt unter ihre Fuchtel zu kriegen. Israel wolle doch nur das deutsche Geld. Entschädigung, Entschädigung, Entschädigung, zischelte er und dabei hielt er die Hand auf und spielte einen Juden, so wie man ihn aus der Nazipropaganda kennt.

Ich saß da und hörte zu. Als er fertig war, gab er mir das Geld. Es war wie in einem Puff. Ich sah ihm nur in die Augen und sagte: “Juden zahlen eben nicht doppelt.”

Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Es kam einfach so aus mir heraus. Ich war schockiert. Ich hatte mir einen Nazi in Deutschland ganz anders vorgestellt. Nicht so. Er war ein ganz normaler Mann. Mein Vermieter. Mein Nachbar. Ein Nazi.

Das komische daran ist, dass ich vermutlich der erste Jude war, mit dem er je gesprochen hatte. Er hatte seinen ganzen Monolog Jahre lang in sich hineingefressen. Er war sein ganzes Leben auf der Suche nach einem Juden gewesen und ich war auf der Suche nach einem Nazi. Wir haben uns schließlich gefunden. In einem Mietshaus in Deutschland.

Allerdings war es für ihn weitaus befriedigender als für mich. Glaube ich.

Stellen Sie sich vor, sie sperren einen Mann die ersten fünfzig Jahre seines Lebens in einen Turm mit Pornoheften ein und lassen dann nach fünfzig Jahren die erste Frau auf ihn los. Es wird bestimmt nichts gutes dabei herauskommen. Jedenfalls nicht für die Frau.

So kann man wohl mein Gefühl beschreiben an dem Tag, an dem ich mich in Deutschland das erste Mal als Jude gefühlt habe.



“Aber nur im Kontingent”

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Am 20. Februar 2013 feierte meine neue Komödie “Aber nur im Kontingent” Premiere in der Synagoge an der Roonstraße in Köln. Tapfer im Nirgendwo präsentiert einen kleinen Auszug aus dem Text.

“Aber nur im Kontingent” von Gerd Buurmann
Ein Stück Wiedergutmachung für mindestens fünf Kontingentflüchtlinge

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Der erste Deutsche, den ich jemals gesehen habe, war eine Frau.

Eine große Frau.

Eine große deutsche Frau.

Eine große deutsche Frau in Uniform

und Hose!

Stimmt.

Das fand ich am Faszinierendsten. Ich hatte vorher noch nie eine Frau in Hosen gesehen. Bei uns trugen Frauen immer Röcke.

Sie kam auf uns zu und sprach.

Sie war nicht stumm.

Sie sprach: “Ihre Fahrkarten, bitte!”

“Ihre Fahrkarten bitte!”

“Ihre Fahrkarten bitte!”

“Ihre Fahrkarten bitte!”

“Ihre Fahrkarten bitte!”

Das war vermutlich der erste Satz, den ich jemals von einer Deutschen gehört habe.

Wir waren im Zug,

Unsere Eltern und wir.

Im Zug nach Deutschland.

Wir waren noch Kinder.

Wir hatten schon viel von deutschen Zügen gehört.

Deutsche Züge sind immer pünktlich.

Deutsche Züge bringen einen, wohin man will.

In deutschen Zügen gibt es Speisewagen.

Und Gepäckwagen, die das Geld wieder ausspucken, wenn man den Wagen zurückbringt.

In Deutschland gibt es das Geld zurück.

Aber es gibt zwei Klassen.

Stimmt, zwei Klassen. Das war auch neu.

Wir waren in Deutschland.

Beim Klassenfeind.

Zu Hause.

Wir sind Flüchtlinge.

Waren!

Bitte?

Wir waren Flüchtlinge. Sowas bleibt man nicht. Jedenfalls nicht freiwillig.

Wir sind jetzt Deutsche.

Wir waren Kontingentflüchtlinge.

Sind!

Sind?

Wir sind Kontingentflüchtlinge.

Immer noch?

Klar.

Bleibt man das etwa?

Verliert man es?

Kontingentflüchtling heißen in Deutschland Flüchtlinge, die in festgelegten Anzahlen

(Kontingente)

gleichmäßig auf die einzelnen Bundesländer verteilt werden. Dies betrifft Flüchtlinge, die im Rahmen einer humanitären Hilfsaktion, aufgrund von Sichtvermerken

(Visa)

oder einer Übernahmeerklärung des Bundesministeriums des Innern aufgenommen wurden.

Aufgenommen!

Wir wurden aufgenommen!

Aufgenommen!

Auserwählt!

Ja, wir sind auserwählt.

Auserwählt Deutsche zu werden.

Deutsche zu sein!

Hurra!

Aber nur im Kontingent.

Natürlich.

Muss ja alles seine Ordnung haben.

§ 23 des Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge. Absatz Eins:

Die oberste Landesbehörde kann aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen oder zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland anordnen, dass Ausländern aus bestimmten Staaten oder in sonstiger Weise bestimmten Ausländergruppen eine Aufenthaltserlaubnis erteilt wird.

Politische Interessen?

Bestimmte Ausländergruppen?

Еврей!

Was?

Wie sind Еврейство!

Na, wenn das kein Grund ist.

Grund?

Politisches Interesse! Deutschland braucht mehr Еврейство.

Aber nicht zu viele.

Nicht zu viele!

Nur ein Kontingent.

Klar, ein Kontingent.

Etwas mehr.

Etwas weniger.

Um das Loch zu stopfen.

Das Loch.

Das Loch in der Geschichte.

Da wo andere Völker ein warmes Gefühl haben, da haben wir Deutsche unser Loch in der Geschichte.

Wir Deutsche.

Wir sind Kontingentflüchtlinge.

Vor über zwanzig Jahren erkannte Deutschland, dass es zu wenig Juden hatte.

Warum?

Egal.

Wo waren die Juden hin?

Das würde jetzt nur Verwirrung stiften.

Jedenfalls durften Juden aus der ehemaligen Sowjetunion jetzt nach Deutschland einreisen und Deutsche werden.

Einfach so?

Einfach so!

Warum?

Weil wir Juden sind.

Ach so.

Sag nicht Juden.

Was?

Sag jüdische Bürger!

Weil wird jüdische Bürger sind.

Sag nicht jüdische Bürger. Sag jüdischen Mitbürger!

Weil wir jüdischen Mitbürger sind.

Nein. Mitbürger jüdischen Glaubens!

Weil wir Mitbürger jüdischen Glaubens sind.

Ich hab’s. Sag: Mitbürger mit jüdischem Migrationshintergrund.

Weil wir Mitbürger mit jüdischem Migrationshintergrund sind.

Sehr gut.

Danke.

Wir waren gefragt.

Wir waren erwünscht.

Wir wurden geholt.

Viele mit dem Zug!

Irgendwo in Deutschland organisierten ein paar Bürokraten den Rückzug der Juden.

Sag nicht Juden.

Mitmigranten mit bürgerlichem Judenhintergrund.

Per Zug.

Die Gnade der späten Geburt.

Wir kamen erst mal in ein Lager.

Quatsch.

Doch klar.

Ach komm schon, das war doch kein Lager.

Natürlich war es kein Lager Lager, aber es war ein Lager.

Ein super Lager.

Die haben uns sogar Weihnachtsbäume geliefert.

Stimmt. Im Lager gab es Weihnachten!

Und ein REWE.

Genau, in unserem Lager gab es ein REWE!

Es war übrigens damals der REWE mit dem größten Umsatz pro Quadratmeter in ganz Deutschland.

Der REWE war nämlich der einzige Laden im Lager.

Der einzige Laden im Lager.

Klingt wie ein Lied.

Notier das mal.

Der einzige Laden in Lager.

Sehr klein.

Alle Flüchtlinge kauften da ein.

Mit den 400 Mark.

Ja, erinnere mich, die 400 Mark!

In Deutschland bekamen wir 400 Mark, jeden Monat, einfach so. Fürs nichts tun.

Fürs da sein.

Fürs pure da sein.

400 Mark für den einzigen Laden im Lager.

Und wir mussten nichts dafür tun.

Nur Fegen.

Einmal die Woche.

Freitags.

Freitags mussten sich alle Männer des Lagers auf dem Hauptplatz versammeln und fegen.

Ich wollte da auch immer mitmachen. Ich fand das nämlich immer so toll. Das Gemeinschaftsgefühl. Im Lager.

Es gab 400 Mark!

Das war so viel Geld, wie mein Vater in einem Jahr in der Ukraine verdiente!

Meine Mutter hat uns davon sofort Yoghurts gekauft.

Für jeden einen!

Stimmt, in der Ukraine hatten wir immer nur einen Yoghurt und den mussten wir uns teilen. Jetzt hatten wir alle einen Yoghurt. Einen Yoghurt für uns allein. Das war Deutschland!

Einmal hat mein Cousin sogar 500 Mark auf der Straße gefunden. Es war Osterm. Wir spielten verstecken. Verstecken im Lager. Auf einmal kam mein Cousin mit 500 Mark aus dem Versteck gerannt und rief: Смотри, что я нашел! Er hatte 500 Mark gefunden. Einfach so. Auf der Straße. Wir haben uns natürlich gleich gefragt, warum in Deutschland 500 Mark auf der Straße lagen. Vielleicht war es ja ein Brauch in Deutschland, zu Ostern Geld auf die Straßen zu werfen. Oder das Geld war vergiftet.

Wir waren schließlich in Deutschland.

Oder es war ein Test. Die Deutschen wollten wissen, ob wir Juden das Geld zurückgeben.

Wir haben also gleich einen Zettel geschrieben und ihn an den einigen Laden im Lager geheftet:

500 Mark gefunden! Wem es gehört, soll zu uns in die Wohnung kommen.

Wohnung?

Was?

Zimmer!

Gut. Zimmer.

Im Lager gab es keine Wohnungen.

Hey, Hey, Hey!

Was?

Jetzt sag nicht dauernd Lager.

Warum nicht.

Das stimmt doch nicht.

Doch!

Nein, so war doch nicht.

Wie denn sonst?

Du willst mir sagen, in Deutschland wurden Juden in ein Lager …

Sag nicht Juden.

Da wurden Mitjüdische Hintergrundsbürger in ein Lager gebracht und dann konnte dort ein deutscher Bürgermeister anrufen und Juden bestellen.

Sag nicht Juden.

Halt die Fresse.

Opfer!

Also in Deutschland konnte man Juden bestellen.

Vermutlich.

Wie muss ich mir das vorstellen?

Keine Ahnung.

Ich schlage vor, wir spielen das einfach mal nach.

Was?

Ja! Du spielst einfach einen Bürgermeister von irgendeiner deutscher Stadt.

Ich?

Ja! Und ich bin Esther die Lagerleiterin.

Lagerleiterin?

Was weiß ich, wie die Leute da hießen. Also, ich bin die Lagerleiterin. Esther, die Lagerleiterin. Wollte ich immer schon mal sein. Also Du rufst mich jetzt an.

Wählscheibe? Ist das Dein Ernst?

Ja, Tschuldigung. Das Wort Lager hat mich so melancholisch gemacht.

Ring Ring.

Unna Massen Lager, wie kann ich helfen?

Unna Massenlager?

Nein nicht Massenlager. Unna Massen Lager.

Unna Massenlager?

Ja, in Unna gibt es einen Stadtteil der heißt Massen und da war das Lager. Unna Massen Lager. Wie kann ich helfen?

Ja, hier spricht der Bürgermeister von Wanne Eickel.

Wie kann ich Ihnen helfen Herr Bürgermeister.

Ja, ähm, das ist mir jetzt ein bißchen unangenehm.

Ihnen muss nichts unangenehm sein.

Danke.

Bitte. Also, wie kann ich helfen?

Ja, ähm, wir … Wir haben zu wenige junnnnnn.

Wie Bitte?

Wir haben zu wenige junnnn.

Ich kann Sie nicht verstehen.

Judn.

Bitte?

JUDEN! Wir haben zu wenige JUDEN!

Ach so, Juden.

Ja.

Das tut mir leid.

Mir auch.

Blöd.

Sie sagen es.

Wie konnte das denn geschehen?

Ich will jetzt nicht darüber sprechen.

Und wie kann ich ihnen helfen?

Ich wollte fragen, ob sie vielleicht ein Dutzend hätten?

Ein Dutzend?

Ja?

Ich schau mal nach.

Danke.

Sie haben Glück.

Ja?

Ja! Wir haben noch ein Dutzend.

Das ist ja wunderbar!

Wann kommen Sie sie abholen?

Abholen?

Ja.

Ich muss sie auch noch abholen?

Wie denn sonst?

Können Sie sie nicht schicken?

Schicken?

Ja, mit dem Zug! Ich zahle auch.

Das geht natürlich auch.

Wunderbar. Dann haben wir ja alles.

Ja, dann haben wir alles.

Also gut. Auf Wiederhören.

Ja. Auf Wiederhören.

Und, äh, Schalom!

Shalom.

Wolfgang, die Juden kommen!

So war das ist Deutschland?

Wie denn sonst?

Da rief ein Bürgermeister im Lager an und bestellte Juden?

Vermutlich.

Woher wusste eine Stadt, wie viele Juden sie brauchten? Gab es da eine Formel? Eine Judenformel.

Vermutlich haben sie einen Prozentsatz errechnet.

Oder geschaut wie viele Juden sich eine Stadt leisten konnte, wegen Sozialhilfe und so.

Und eine Stadt, die besonders viel auf sich hielt, hat sie viele oder wenige Juden bestellt.

Natürlich viel!

Vielleicht hat eine Stadt aber auch gegengerechnet.

Gegengerechnet?

Ja, man hat geschaut wie viele Nazis in der Stadt sind und dann hat man …

Nein! Nein! Nein! So war es bestimmt nicht.

Also bei uns war das so: Meine Eltern wollten unbedingt nach Gelsenkirchen.

Gelsenkirchen?

Ja, das war bei vieler Familie ein Synonym für den Garten Eden. Gelsenkirchen! Aber nach Gelsenkirchen konnten sie uns nicht lassen. Gelsenkirchen war schon voll.

Voll?

Ja. Voll. Kontingent erschöpft.

Mit anderen Worten: Judenvoll.

Kann man so sagen.

Woran hat man erkannt, dass eine Stadt judenvoll ist?

Keine Ahnung.

Bekam die Stadt dann ein Schild? “Diese Stadt ist judenvoll!”

Vermutlich. “Gelsenkirchen. Judenvoll seit 1993!”

Und die Städte, die nicht schnell genug judenvoll wurden, bekamen vermutlich die Gelder gekürzt.

20130226-225422.jpg (Fotos von Antonio Ruiz Tamayo)


Es ist wieder Zeit für SUCK!

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Es ist wieder soweit!

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SUCK!
im ARTheater, Ehrenfeldgürtel 127, Köln
mit Alain Frei und Gerd Buurmann
Nächster Termin: 20. März 2013 um 20 Uhr

Gäste: Max Gstettenbauer, Manuel Wolff und Ulbtsmichel

***

Stand-Up Comedy in Deutschland hat gerade erst begonnen.

Wer einmal in Amerika oder in England in einem Stand Up Club war, weiß, dass die hohe Kunst des Stand Ups in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. Nicht selten wird Stand Up schon wieder für tot erklärt. Aber Stand Up lebt. Leider muss sich Stand Up In Deutschland immer noch in irgendeiner Form zum Kabarett verhalten.

Stand Up sei im Gegensatz zum Kabarett nicht politisch! SUCK it!
Stand Up sei im Gegensatz zum Kabarett beliebig. SUCK it!
Stand Up sei im Gegensatz zum Kabarett oberflächlich. SUCK it!

Alles Quatsch! Der Stand Up Comedian steht auf der Bühne für seinen Humor und seinen Überzeugungen gerade. He stands up! Nichts ist ehrlicher, direkter und kaum etwas kann komischer sein. Stand Up lacht niemals nur über Andere, sondern immer auch über sich selbst.

Stand Up hat keine Haltung? SUCK it!

Stand Up hat Haltung! Die Haltung des Individuums! Nicht selten steht im Kabarett die Ideologie im Mittelpunkt. Im Stand Up aber steht der Mensch im Mittelpunkt!

Jetzt kommt SUCK!

SUCK! steht für Stand Up Comedy Köln. SUCK! ist kein Ort zum Ausprobieren. SUCK! ist ein Ort des Machens!

SUCK! ist die pure Kunst des Wortes.
SUCK! ist ein Mensch, ein Mikro, ein Publikum.
SUCK! ist der Club, in dem nicht wenige denken werden:

“Ach, das ist Stand Up? SUCK! I love it”

***

SUCK! wird unterstützt von: ZURICH Versicherung.

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Es ist soweit!

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Am Samstag geht es los! PREMIERE!

“Höpker und Buurmann … haben Krach”
Eine turbulente Reise ins Innerste der Ehe mit Gudrun Höpker (WDR 2) und Gerd Buurmann (Kunst gegen Bares).

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Premiere: Samstag, 13. April 2013 um 20 Uhr.
Weitere Termine: 16. / 17. und 25. April 2013 um 20 Uhr

Ort: Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, Köln.

Eintritt: Zehn Euro.

Lady Macbeth hat Krach mit ihrem Mann, weil er sich seiner eigenen Karriere nicht stellen will; Trude und Walter streiten sich über die richtige Art und Weise, einen Witz zu erzählen; Medea tötet das gemeinsame Kind und Inge Meysel hat zu alle dem auch noch was zu sagen. Gudrun Höpker und Gerd Buurmann spielen die bekanntesten, dramatischsten und lustigsten Ehekrachs der Literaturgeschichte von Shakespeare bis Tucholsky. Eine Reise ins Innerste der Ehe.

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Neues von der Schlosser-Presse

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Es war ja klar, dass die Schlosser-Presse wieder unnötig dramatisieren muss. Schon vor der Premiere von “Höpker und Buurmann haben Krach” polemisiert und poltert Schlosser gegen das Projekt. Folgende Schlagzeile flatterte mir heute ins Haus:

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Köln – In einer immer gereizteren Zeit, in der Krieg und Krach zur Tagesordnung gehören, sollte Theater eigentlich entspannen. KGB-Erfinder Gerd Buurmann demonstriert nun genau das Gegenteil. Vorsätzlich will er nun auf einer öffentlichen Bühne gegen WDR2-Moderatorin Gudrun Höpker hetzen! Höpker selber gibt sogar zu, Buurmann hätte sie dazu gezwungen, Lady Macbeth zu spielen. Wir fragen: Wie weit darf dieser Mann noch gehen? Wird Theater zum Kriegsschauplatz? Und ist Gudrun Höpker erst das erste Opfer?”

***

“Höpker und Buurmann … haben Krach”
Eine turbulente Reise ins Innerste der Ehe mit Gudrun Höpker (WDR 2) und Gerd Buurmann (Kunst gegen Bares).

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Premiere: Samstag, 13. April 2013 um 20 Uhr.
Weitere Termine: 16. / 17. und 25. April 2013 um 20 Uhr

Ort: Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, Köln.

Eintritt: Zehn Euro.

Lady Macbeth hat Krach mit ihrem Mann, weil er sich seiner eigenen Karriere nicht stellen will; Trude und Walter streiten sich über die richtige Art und Weise, einen Witz zu erzählen; Medea tötet das gemeinsame Kind und Inge Meysel hat zu alle dem auch noch was zu sagen. Gudrun Höpker und Gerd Buurmann spielen die bekanntesten, dramatischsten und lustigsten Ehekrachs der Literaturgeschichte von Shakespeare bis Tucholsky. Eine Reise ins Innerste der Ehe.

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Bilder vom Krach!

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Gestern war die Premiere von “Höpker und Buurmann … haben Krach”. Heute wurden mir von einem Zuschauer ein paar Bilder zugesandt. Ich freue mich, sie hier teilen zu dürfen:

Kermit und Piggy:

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Medea:

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Macbeth:

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Inge Meysel und Joseph Offenbach:

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Trude und Walter:

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Adam und Eva:

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Robin:

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Der Mann, der mir die Bilder zugesandt hat, schreibt: “Mit Inge Meysel geht alles: »Luke, ich bin dein Vater.« Buurmann und Höpker zeigen wie’s geht. Großartig. Ganz großes Kino, äh…Theater (Ort: die Wohngemeinschaft). Hingehen, solange es noch ein paar Karten gibt.”

Eine weitere Zuschauerin schreibt: “Ein ganz großer Abend mit Inge, Jason, Shakespeare Kermit, Miss Piggy…was war das klasse! Danke an Hannelore und Herbert. Anschauen, Leute, unbedingt.”

Na, dann schreibe ich doch gleich, wann die nächsten Termine sind:

“Höpker und Buurmann … haben Krach”
Eine turbulente Reise ins Innerste der Ehe mit Gudrun Höpker (WDR 2) und Gerd Buurmann (Kunst gegen Bares).
am 16. / 17. und 25. April 2013 um 20 Uhr

Ort: Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, Köln.

Eintritt: Zehn Euro.

***

Die Schlosser-Presse hat auch schon berichtet:

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Köln – In einer immer gereizteren Zeit, in der Krieg und Krach zur Tagesordnung gehören, sollte Theater eigentlich entspannen. KGB-Erfinder Gerd Buurmann demonstriert nun genau das Gegenteil. Vorsätzlich will er nun auf einer öffentlichen Bühne gegen WDR2-Moderatorin Gudrun Höpker hetzen! Höpker selber gibt sogar zu, Buurmann hätte sie dazu gezwungen, Lady Macbeth zu spielen. Wir fragen: Wie weit darf dieser Mann noch gehen? Wird Theater zum Kriegsschauplatz? Und ist Gudrun Höpker erst das erste Opfer?”

***

Lady Macbeth hat Krach mit ihrem Mann, weil er sich seiner eigenen Karriere nicht stellen will; Trude und Walter streiten sich über die richtige Art und Weise, einen Witz zu erzählen; Medea tötet das gemeinsame Kind und Inge Meysel hat zu alle dem auch noch was zu sagen. Gudrun Höpker und Gerd Buurmann spielen die bekanntesten, dramatischsten und lustigsten Ehekrachs der Literaturgeschichte von Shakespeare bis Tucholsky. Eine Reise ins Innerste der Ehe.

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Knallt es heute?

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Die Schlosser-Presse hat sich für heute Abend angekündigt:

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“Höpker und Buurmann … haben Krach”
Eine turbulente Reise ins Innerste der Ehe mit Gudrun Höpker (WDR 2) und Gerd Buurmann (Kunst gegen Bares).

Termine: 17. und 25. April 2013 um 20 Uhr

Ort: Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, Köln.

Eintritt: Zehn Euro.

Lady Macbeth hat Krach mit ihrem Mann, weil er sich seiner eigenen Karriere nicht stellen will; Trude und Walter streiten sich über die richtige Art und Weise, einen Witz zu erzählen; Medea tötet das gemeinsame Kind und Inge Meysel hat zu alledem auch noch was zu sagen. Gudrun Höpker und Gerd Buurmann spielen die bekanntesten, dramatischsten und lustigsten Ehekrachs der Literaturgeschichte von Shakespeare bis Tucholsky. Eine Reise ins Innerste der Ehe.


Ich nehme alles zurück!

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Ich nehme alles zurück, was ich jemals despektierliches über die Schlosser-Presse gesagt habe. Die Schlosser-Presse ist ein Organ der Aufrichtigkeit! Heute lese ich in der Zeitung:

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Köln – Bereits zum dritten Mal spielten Gudrun Höpker und Gerd Buurmann heute Abend im Kölner Theater die wohngemeinschaft ihr im Vorfeld als Krawall-Theater bezeichnetes Stück. Allen Unkenrufen zum Trotz überzeugte das Duo mit einer überraschenden Reise durch verschiedenste Emotionen. Als heimliche Highlights des Abends kann Höpkers Performance als Inge Meysel und Buurmanns rührender gesanglicher Auftritt als Kermit dem Frosch genannt werden. Aber auch die Ausflüge in klassische Dramen der Literaturgeschichte ließen das Publikum teilweise vor Ehrfurcht erstarren.

Der große Charme dieses außergewöhnlichen Stückes ist die Tatsache, dass beide niemals das augenzwinkernde Lächeln auf ihr reales Ich vergessen. Höpker und Buurmann haben Krach: Überraschend abwechslungsreich, unfassbar unterhaltsam und manchmal so leicht wie der angehende Frühling.

Aber auch sehr sehr gut: Torsten Schlosser als dritte Hexe in Macbeth.

***

“Höpker und Buurmann … haben Krach”
Eine turbulente Reise ins Innerste der Ehe mit Gudrun Höpker (WDR 2) und Gerd Buurmann (Kunst gegen Bares).

Nächster Termin: Donnerstag, 25. April 2013 um 20 Uhr

Ort: Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, Köln.

Eintritt: Zehn Euro.

Lady Macbeth hat Krach mit ihrem Mann, weil er sich seiner eigenen Karriere nicht stellen will; Trude und Walter streiten sich über die richtige Art und Weise, einen Witz zu erzählen; Medea tötet das gemeinsame Kind und Inge Meysel hat zu alledem auch noch was zu sagen. Gudrun Höpker und Gerd Buurmann spielen die bekanntesten, dramatischsten und lustigsten Ehekrachs der Literaturgeschichte von Shakespeare bis Tucholsky. Eine Reise ins Innerste der Ehe.



Gibt es einen Medea-Deal?

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Die Schlosser-Presse berichtet:

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Köln – Die Theaterszene diskutiert noch immer über das überraschend unterhaltsame Krawall-Theater von Gudrun Höpker und Gerd Buurmann. Besonderen Gesprächsstoff bietet dabei vor Allem die bedrückendste Szene des Stückes, den großen Schweigemoment vor Höpkers beeindruckendem Klaviersolo. Ein Zuschauer schreibt: »Buurmann voll konsterniert, Höpker noch viel konsternierter. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.« Der Grund: Höpker wollte Medea nicht spielen, Buurmann sehr wohl. Fakt ist: Später spielte sie sie doch. Wurde sie subtil von Buurmann unter Druck gesetzt? Oder war dies einer der großen heimlichen Deals der Theatergeschichte? Höpker darf klimpern, dafür muss sie Medea spielen?

***

“Höpker und Buurmann … haben Krach”
Eine turbulente Reise ins Innerste der Ehe mit Gudrun Höpker (WDR 2) und Gerd Buurmann (Kunst gegen Bares).

Nächster Termin: Donnerstag, 25. April 2013 um 20 Uhr

Ort: Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, Köln.

Eintritt: Zehn Euro.

Lady Macbeth hat Krach mit ihrem Mann, weil er sich seiner eigenen Karriere nicht stellen will; Trude und Walter streiten sich über die richtige Art und Weise, einen Witz zu erzählen; Medea tötet das gemeinsame Kind und Inge Meysel hat zu alledem auch noch was zu sagen. Gudrun Höpker und Gerd Buurmann spielen die bekanntesten, dramatischsten und lustigsten Ehekrachs der Literaturgeschichte von Shakespeare bis Tucholsky. Eine Reise ins Innerste der Ehe.


Parsifal und Pali-Schal

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Am 7. April 2013 war ich einmalig Statist bei der Oper Köln. Ich musste 5 Stunden gerade sitzen für Wagners Parsifal. Ich bin einer der weißen Figuren im Hintergrund:

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Eingewiesen wurden wir übrigens von einem Mann, der einen Pali-Schal trug. Er steht ganz vorne auf dem Bild:

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Parsifal und Pali-Schal. Was für ein gelungener Sonntag. Am Ende konnten meine Frau und ich die Begeisterung kaum verbergen:

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Aber ich finde, weiß steht mir.

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Neues Video von ‏شاهین نجفی‎

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Shahin Najafi hat ein neues Video produziert und ich habe die Ehre, ein Teil des Ganzen zu sein! Ab Minute 3:13 kommt mein kleiner aber feiner Auftritt. Es ist übrigens die einzige Szene, in der Shahin Najafi selbst zu sehen ist. Er ist der Mann mit der Sonnenbrille hinter mir.

Shahin Najafi ist ein iranischer Musiker mit derzeitigem Wohnsitz in Deutschland. Ich lernte ihn im letzten Jahr kennen, als eine Fatwa vom Großayatollah Lotfollah Safi Golpayegani, ein Todesurteil, über ihn gesprochen wurde. In seinem Lied “Naqi” hatte er für Frauen- und Männerrechte und für die sexuelle und politische Befreiung gesungen und dabei den 10. Imam um Hilfe gebeten. Die staatlich kontrollierten Medien Irans verbreiteten daraufhin einen Tötungsbefehl gegen ihn. Ich veröffentlichte daraufhin eine Solidaritätserklärung!

Das ist ein Jahr her. Es ist gut zu wissen, dass sich Shahin Najafi nicht hat einschüchtern lassen, sondern einfach weiter macht. Shahin ist eben ein Künstler. Jetzt ist ein neues Video von ihm raus. Hervorragend! Und ich bin dabei. Großartig!

Eat this, haters!

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Köln parodiert den Holocaustgedenktag

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Die Impulse Theater Biennale ist ein Festival, das seit mehr als zwanzig Jahren Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen Raum präsentiert. Für das Jahr 2013 hat sich das Festival für eine ganz besondere Performance entschieden. In einer Auftragsarbeit wird Yael Bartana vor dem Kölner Dom eine karnevaleske Verballhornung des Holocaustgedenktags präsentieren. Kölle Alaaf!

Jom haScho’a ist ein israelischer Nationalfeiertag und Gedenktag für die Opfer der Shoa einerseits und den jüdischen Widerstand und das Heldentum der jüdischen Untergrundkämpfer andererseits. An dem Tag um 10 Uhr heulen in Israel für zwei Minuten die Sirenen. Der öffentliche Nahverkehr und normalerweise auch alle anderen Fahrzeuge halten dann an, die meisten Passanten bleiben schweigend stehen. Israel hält inne.

Diese Form des Gedenkens möchte Yael Bartana jetzt parodieren. Sie ruft alle Kölnerinnen und Kölner dazu auf, am 28. Juni 2013 um 11 Uhr ihren Alltag für zwei Minuten symbolisch zu unterbrechen. Sie sollen inne halten an und denken! Woran Sie denken sollen, gibt Yael Bartana auf der Homepage des Festivals bekannt:

“Drittes Reich und Holocaust sind nicht nur historische Ereignisse – sie haben weitreichende Wirkungen in unsere Gegenwart hinein: die Gründung des Staates Israel, die Besetzung der palästinensischen Gebiete, Flucht, Vertreibung in Europa und im Nahen Osten. Selbst die finanziellen Ungleichheiten in der EU sind vielfach noch immer Folgen des Zweiten Weltkriegs, so wie es Deutschlands Wohlstand ist.”

Alan Posener von der WELT hat die gefährliche Lächerlichkeit dieser Kunstaktion auf folgende passende Formel gebracht:

“Holocaustgedenken heißt also: Gegen Israel und für Eurobonds zu sein. So in etwa. Die Dummheit höret nimmer auf.”

Die Performance ist jedoch nicht nur lächerlich, sondern auch höchst skandalös. Yael Bartana bedient nämlich die propagandistische Assoziationskette Holocaust – Israel – “Besetzung der palästinensischen Gebiete”. Sie beschwört das Bild vom Israeli als “ewigen Besatzer”, ein Bild, das die geschichtlichen Zusammenhänge vollkommen ausblendet.

Als am 29. November 1947 im Namen der Vollversammlung der Vereinten Nationen mit Zweidrittelmehrheit sowohl der israelischen als auch der arabischen Seite die Gründung jeweils eines unabhängigen Staates angeboten wurde, nahm die israelische Seite dieses Angebot an, während die arabische Seite die Annahme ihres unabhängigen Landes verweigerte und sich stattdessen zusammen mit Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien an einen gemeinsamen Krieg zur Vernichtung des neu gegründete Israels engagierte. Am Tag der Gründung erklärte somit die arabische Welt Israel den Vernichtungskrieg, ein Krieg, der bis heute anhält. Im Zuge dieses Krieges und im Glauben an die Versprechungen der arabischen Nationen, nach der Vernichtung Israels könnten die Araber als Sieger in die Region zurückkehren, verließen 500.000 Menschen ihre Heimat; und das obwohl die meisten von ihnen nicht dazu gezwungen wurden, jedenfalls nicht von israelischer Seite – im Gegenteil: Israel bot allen in Israel lebenden Arabern an zu bleiben, um vollwertige Bürger des Landes zu werden. 160.000 Araber nahmen damals dieses Angebot an. Mittlerweile gibt es 1.250.000 arabische Israelis.

Die Besetzung des Westjordans und des Gazastreifens ist somit ein Ergebnis der Tatsache, dass die arabischen Staaten einen Vernichtungskrieg gegen Israel verloren haben. Yael Bartana aber ignoriert das und beschwört lieber das Bild vom “ewigen Flüchtling”. So nämlich sind Juden Täter und Palästinenser Opfer. Das ist genau die Sprache, die vor dem Kölner Dom gesprochen wird.

Vor dem Kölner Dom steht eine Installation die sich selbst „Kölner Klagemauer“ nennt. Diese Installation wird betrieben von dem berüchtigen Israelhasser Walter Herrmann. Sein Hass ist so eindeutig, dass er sogar von der NPD mit folgenden Worten gelobt wird:

“Dank der „Klagemauer“ kann jeder Vorbeigehende, ob nun einheimischer Kölner oder Tourist, einmal die Gelegenheit bekommen, solche von der Systempresse ganz bewusst unter den Teppich gekehrte Wahrheiten in ihrer ganzen Grausamkeit zu betrachten.”

Ja, die Grausamkeit der Juden ist ein Thema, das dank Walter Herrmann und seiner Installation, die von dem Kölner Oberbürgermeister als “Botschaft des Hasses” bezeichnet wird, fast täglich vor dem Kölner Dom thematisiert wird. Unter anderem ist dieses Plakat vor dem Kölner Dom zu sehen: “Wie viele Jahrhunderte will das israelische Volk noch unsere “Eine Welt” erpressen?”

Walter Herrmann schließt mit diesem Plakat das “israelische Volk” aus der Gemeinschaft der “einen Welt” aus und kann mit dem Begriff „israelisches Volk“ nicht nur die Bewohner des Landes Israels meinen sondern alle Juden! Da Israel erst seit etwas mehr als sechzig Jahren existiert, kann das Land rein logisch nicht für irgendwas verantwortlich sein, das seit Jahrhunderten geschieht. Für Walter Herrmann gehören Juden somit nicht zu unseren “einen Welt”, weil sie Erpresser sind. Das ist eine klare antisemitische Wahnvorstellung.

Den Höhepunkt seiner “Botschaft des Hasses” erreichte Walter Herrmann jedoch mit der Darstellung dieser Karikatur:

Ein Kinder fressender und Blut trinkender Jude. Das ist das Bild, das sich die Judenhasser immer schon von Juden gemacht haben, wie dieses Bild beweist:

Walter Herrmann wurde übrigens für die Darstellung eines Kinder fressenden und Blut trinkenden Juden mit Davidstern auf der Brust nicht wegen Volksverhetzung verurteilt. Der Grund? Der Jude auf dem Bild hat keinen Kopf! Genau diese Kopflosigkeit ermöglichte es Walter Herrmann, die Karikatur öffentlich zu präsentieren. Ist ein Jude erst mal geköpft, darf alles mit ihm gemacht werden, oder, um es in den Worten der Kölner Staatsanwaltschaft zu schreiben, die dieser Karikatur attestiert hat, nicht den Straftatbestand der Volksverhetzung zu erfüllen:

„Typisch für antijüdische Bilddarstellungen zu allen Zeiten ist die Verwendung von bestimmten anatomischen Stereotypen, die den Juden schlechthin charakterisieren sollen. Dabei werden insbesondere Gesichtsmerkmale überzeichnet, um den Juden als hässlich, unansehnlich und rassisch minderwertig erscheinen zu lassen (jüdische „Krummnase“, etc.) Einer solchen Bildsprache wird sich vorliegend nicht bedient.“

Mit anderen Worten: Wo keine Krummnase, da kein Jude und wo kein Jude, da kein Judenhass!

Vor dem Kölner Dom ist fast täglich eine der schlimmsten antisemitischen Installationen der jüngeren deutschen Geschichte zu sehen, so einseitig, dass der Oberbürgermeister Kölns zusammen mit der SPD, CDU, FDP und den Grünen von einer Botschaft des Hasses” sprechen und was geschieht? Impulse Theater Biennale 2013 bläst mit Yael Bartana in das Horn von Walter Herrmann und lädt alle Kölnerinnen und Kölner ein, einen Brauch des Holocaustgedenktages zu parodieren: “Zwei Minuten Stillstand”.

Dabei soll aber nicht den Opfern des Holocaust gedacht werden, sondern jenen Menschen, die 1947 Israel verlassen haben, weil das Land vernichtet werden sollte. Die Vernichtung ist gescheitert. Die Menschen aber, die Israel damals verlassen hatten, wurden in den folgenden Jahrzehnten durch gezielte Propaganda zu “Flüchtlingen” verklärt. Diese propagandistische Verklärung wird nun von der Performance übernommen und das Ganze wird auch noch von der Kunststiftung NRW, der Sparkasse KölnBonn, dem Kulturministerium NRW, von der Akademie der Künste der Welt, vom Goethe-Institut und vom Kölner Oberbürgermeister Roters “ideell” unterstützt wird.

“Zwei Minuten Stillstand” ist eine fragwürdige Performance an einem skandalösen Ort. Wie nur kann gerade eine solche Kunstaktion an einem Ort stattfinden, der bekannt geworden ist für eine zum Hass mutierte Form der “Israelkritik”?

Ich jedenfalls werde am 28. Juni 2013 um 11 Uhr vor dem Kölner Dom stehen und ich werde nicht still sein. Ich werde feiern, feiern und tanzen. Laut werde ich sein, laut vor Freude darüber, dass die Vernichtung gescheitert ist. Ich werde tanzen mit der Israelfahne in der Hand, weil Israel lebt. Ich werde meiner Freude darüber Ausdruck verleihen, dass es eine Ort im Nahen Osten gibt, wo Schwule und Lesben nicht verfolgt werden sondern gleiche Rechte genießen, eine Nation, wo Muslime, Juden, Christen und Atheisten frei und gleichberechtigt leben können, ein Land, in dem Männer und Frauen gleichberechtigt sind, ein Ort, wo die Aufklärung von Immanuel Kant und Moses Mendelssohn gelebte Realität ist, die einzige Demokratie im Nahen Osten: Israel!

Ja, ich werde feiern! Wer noch?


Eine außereheliche Affäre

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Eine wunderbare Kritik kam heute raus. Hier die letzten Worte:

“Vor allem aber ist es souverän inszeniert und performt: Da stehen keine Stadl-Clowns auf der Bühne, die zwei Stunden lang routiniert Dialogwitz zum Besten geben, sondern Schauspieler, die ihren gebrochenen Charakteren Würde und Emotion verleihen, im Übrigen mit einem trefflichen Händchen für Timing und Anschluss. Vier Künstler, die der Leichtigkeit Tiefe schenken. Die beweisen, dass Boulevard auch Drama sein kann – und zugleich verdammt lustig.”

An folgenden Terminen und Orten ist das hier hochgelobte Stück, in dem ich die Hauptrolle spiele (Hüstel, Hüstel) noch zu sehen:

19. Mai, 18:30h, Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, 50674 Köln:
“Der letzte der feurigen Liebhaber” von Neil Simon.

21. Mai, 20h, Theater in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner-Str. 39, 50674 Köln:
“Der letzte der feurigen Liebhaber” von Neil Simon.

12. Juni, 20h, Theater im Walzwerk, Pulheim:
“Der letzte der feurigen Liebhaber” von Neil Simon.


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